Weberei F. A. Kreißig & Sohn - page 43

Nach dem 2. Weltkrieg konnten die alten Geschäftsbeziehungen, politisch
bedingt, nicht wieder aufgenommen werden. Die Erzeugnisse verteilte der
staatliche Handel. Wandbilder wurden über Leipzig in die Sowjetunion
geliefert, einige Großhändler aus Westdeutschland kauften bei den
„Kreißigs“ ein.
In den bis hier vergangenen fast 100 Jahren kann die Firma mit viel
Dankbarkeit sagen, dass ihr viel Gutes zu Teil wurde und ein Ziel erreicht
wurde, das sich sehen lassen kann. Keiner der Inhaber will für sich
besonderen Verdienst in Anspruch nehmen, sie alle wissen, dass das
Erreichte ein Gemeinschaftswerk ist, das nicht zuletzt der treuen Mitarbeit
aller deren zu danken ist, die früher oder jetzt an irgendeiner Stelle ihre
Fähigkeiten und Kräfte für die Firma einsetzten. Herzlich sei deshalb auch
all den Vielen gedankt, derer hier in dieser Schrift nicht namentlich
gedacht wurde, deren Verdienste aber nicht vergessen sind und die zu
würdigen der Firma Ehrenpflicht ist.
Nach 1945 begann in der damaligen Sowjetzone die Enteignung der
privaten Unternehmen, aufgrund des Befehls 124 der sowjetischen
Militäradministration in der Weise, dass alle Unternehmen zunächst unter
Sequester gestellt wurden und danach durch Volksentscheid enteignet,
oder aus der Sequestrierung entlassen wurden. Zunächst wurde das
Unternehmen mit Brief vom 28.03.1946 von der Sequestrierung
informiert. Dagegen wurde vorgegangen und erwidert, dass der Befehl
dem Inhalt nach nicht anzuwenden sei, was am 20.06.1946 schriftlich
bestätigt wurde (ausschlaggebend an der Rücknahmeentscheidung war
sehr wahrscheinlich auch der Aspekt, dass eine ganze Anzahl von
Ostflüchtlingen im stillliegenden Werk II untergebracht werden konnten).
Am 06. April 1950 schied nach kurzer Krankheit, 86 Jahre alt, aus einem
Leben reich an Arbeit und Sorge, aber auch reich an Segen, der
Seniorenchef Reinhold Kreißig aus der Firma aus. Eine heftige
Lungenentzündung, so wie sie auch seinen Vater dahinraffte, setzte diesen
langen Leben ein plötzliches Ende. Einem Leben, dass durch schwere
Erschütterungen des politischen und wirtschaftlichen Seins des Deutschen
Volkes und durch zwei Weltkriege hindurchgegangen war. Der
Nimmermüde war bis zuletzt, wenn auch in den letzten Jahren nur
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