Weberei F. A. Kreißig & Sohn - page 39

Nach Beendigung der Inflation im Gefolge des 1. Weltkrieges begann eine
wirksame Aufwärtsentwicklung der Verkaufsorganisation. In den Garten-
und Kaffeedecken waren wirklich hübsche Muster und gute Qualitäten
vorhanden, die sich leicht verkaufen ließen und auf den ersten
Nachkriegsmessen in Köln und Frankfurt (Main) viele Käufer und damit
neue Kunden brachten. Einen ganz besonderen Erfolg aber und damit
Vollbeschäftigung und guten Absatz für viele Jahre erzielte die Einführung
einer neuen kunstseidenen Tischdecke. Zwar wurde Kunstseide als
Schussmaterial in Decken verschiedenster Art schon vorher verwendet,
der Firma gelang es jedoch, die nicht gezwirnte Kunstseide auch in der
Kette zu verarbeiten. Das war durchaus nicht so einfach und bedurfte viel
Geduld und Nachsicht, die Weber von der Baumwollkette auf die viel
empfindlichere und stark fasernde Kunstseidenkette umzustellen. Diese
anfänglichen Fabrikationsschwierigkeiten wurden allmählich überwunden
und das Ergebnis war eine stark glänzende ein- oder mehrfarbige
Kunstseiden-Tischdecke, die dem damaligen Geschmack so recht
entsprach und deshalb in bestimmten Abnehmerkreisen sofort groß
aufgenommen wurde.
1928 reichte die Kapazität der kaum 3 Jahre bestehenden neuen Fabrik
nicht mehr aus, obwohl daneben schon eine Anzahl Lohnweber auf
mechanischen Webstühlen in Lichtenstein, Hohenstein-Ernstthal und im
Mülsengrund beschäftigt wurden. Im Frühjahr 1928 wurde die Fabrik
durch Aufstocken um einen neuen Websaal erweitert und 2 an die Fabrik
grenzende Häuser noch hinzugekauft, die weitere Lager- und Hilfsräume
boten. Das Fabrikationsprogramm konnte erneut durch die Aufnahme der
Herstellung von Möbel- und Dekorationsstoffen erweitert werden.
Zunächst wurden nur billige und mittlere Qualitäten, die als Konsumartikel
immer großen Absatz fanden, angefertigt. Damit verfügte die Firma über
stattliche Bettdecken-, Gartentischdecken-, kunstseidene Tischdecken-,
Möbel- und Dekorationsstoff-Kollektionen. Diese Vielseitigkeit musste
nach menschlichem Ermessen die Fabrikation so krisenfest machen, dass
selbst in Konjunkturflauten eine ausreichende Beschäftigung gesichert
war. Die Krise der Jahre 1929 – 1933, die der Textilindustrie schwere
Rückschläge brachte, so dass Stilllegung, Kurzarbeit und Entlassungen in
der sächsischen Textilindustrie beängstigende Ausmaße annahmen, hat
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