Weberei F. A. Kreißig & Sohn - page 42

Am 27.04.1938 wurde den Inhabern der Firma Kreißig die Weberei „Lica“
von der Hausverwaltung und Verwertung GmbH und das dazugehörige
Grundstück zum Kauf angeboten. Eine schriftliche Bestätigung vom
28.04.1938 besagt, dass die in Chemnitz ansässige Firma zum
Alleinverkauf des Grundstückes von dem damaligen Eigentümer, Herrn
Joseph, beauftragt worden war. Herr Joseph hatte in den Jahren seiner
Tätigkeit in Lichtenstein ein persönliches, kollegiales Verhältnis zu den
Kreißigs aufgebaut. In der Zeit, in der Herrn Joseph, von Partei und
Behörde aus schon viele geschäftliche Schwierigkeiten gemacht worden
waren, haben sie geholfen und z. Bsp. Garnsorten, die Herrn Joseph
fehlten, weitergegeben.
Herr Joseph war zu dem Zeitpunkt des Verkaufs der „Lica“ im Amtsgericht
Lichtenstein in Haft. Jedoch nahm er an den Kaufpreisverhandlungen teil
und war relativ frei in seinen Entscheidungen. So handelte er statt der
gebotenen 55.000 RM einen Preis von 65.000 RM für sein Unternehmen,
samt Anlagevermögen, aus. Mit dem Erwerb der neuen Weberei kam auch
ein neues Produktionsprogramm hinzu.
Durch dieses Hinzutreten einer reichhaltigen Diwandecken-Kollektion
erfuhr das Verkaufssortiment eine wesentliche Erweiterung und die
Umsätze wiesen sofort eine steigende Tendenz aus. Die stete Entwicklung
in diesen Jahren brachte durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges im August
1939 eine jähe Unterbrechung und einschneidende Veränderungen. Viele
Mitarbeiter mussten dem Webstuhl den Rücken kehren und den
Kriegsdienst antreten. Der Betrieb konnte während der ganzen
Kriegsdauer aufrecht erhalten bleiben. Die Frauen mussten die Männer an
den Webstühlen ersetzen. Es sei hier besonders erwähnt, dass die Firma
zu unmittelbaren Kriegslieferungen oder zu branchenfremder
Rüstungsproduktion nicht herangezogen wurde. Als die Front 1945 auch
über Lichtenstein hinweg zog, wurde die Produktion für einige Wochen
eingestellt. Es kann aber mit Dankbarkeit festgestellt werden, dass die
Produktionsanlagen der Firma keinen Schaden erlitten. Im Werk I lief 1945
die Produktion wieder an und so konnten in den folgenden Jahren alle
heimkehrenden ehemaligen Angehörigen der Firma wieder an ihren alten
Arbeitsplätzen eingesetzt werden.
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