Weberei F. A. Kreißig & Sohn - page 35

- und Handelsstrasse, die von Schlesien nach Bayern und weiter bis nach
Italien fuehrte.
Man hatte sich die Ueberfaelle auf die die Strasse dahinziehenden reich
und schwer beladenen Wagen Kolonnen schon einige Muehe und Arbeit
kosten lassen. Die Raubritter hatten vom Schloss aus grosse und befestigt
ausgebaute unterirdische Stollen und Gaenge angelegt und durch
Frohnarbeit bauen lassen.
Einer dieser Gaenge endete im Keller unseres Hauses am Markt, von wo
aus ich mehrere Male weiter vorgedrungen bin, streckenweise musste ich
eine alte Wanne benutzen, da Wasser darin stand. Diese Gaenge sind
schon vor 1900 genau erforscht worden und es bestanden genaue und
verlaessliche Zeichnungen davon.
Im Schloss Lichtenstein befand sich auch das Erbbegraebniss der
fuerstlichen Familie. An der letzten Beisetzung um 1930 herum habe ich
selbst teilgenommen. Es war die Fuerstin zu Wied, eine Schwester des
letzten Fuersten, die gestorben war. Ihr Gemahl und sie bestiegen kurz vor
dem ersten Weltkrieg den Thron von Albanien, konnten ihn aber nicht
lange Halten und mussten 1910 nach dem ersten Weltkrieg, wie so viele
Regenten abtreten. Als vorletzter Toter wurde im September 1914 das
Oberhaupt der fuerstlichen Familie beigesetzt, der als Rittmeister im
feudalsten Regiment des Deutschen Reiches des "Garde du Corps" in
Frankreich gefallen war. Gleich in den ersten Kriegstagen hatte ihn auf
einem Erkundungsritt in Richtung Paris, den nachfolgenden Armeen weit
voraus, die feindl. Kugel getroffen.
Nach dem Kriege lernte ich in Offiziersversammlungen unseres Kreises
Glauchau den juengeren Bruder und Erben dieses Fuersten kennen, sodass
er mir 1928 bei der Beschaffung einer Wohnung, die auch damals als
Kriegsfolge noch schwer zu haben waren, helfen konnte. Mein Freund Max
Bolz, den ich 1911 im Deutschen Christlichen Verein Junger Maenner in
London kennen gelernt hatte, kam 1928 infolge besonderer Umstaende,
die bei ihm lagen nach Lichtenstein. Ich stellte ihn als Buerovorsteher und
meinen kaufmaennischen Assistenten in unsere Firma ein, in der er bis zu
seiner Ruhesetzung 1950 sehr wertvolle Dienste geleistet hat. Der Fuerst
erklaerte sich bereit fuer die 4 koepfige Familie eine Wohnung im Schloss
bereit zu stellen. Und was fuer eine herrliche Wohnung war das, hohe
1...,25,26,27,28,29,30,31,32,33,34 36,37,38,39,40,41,42,43,44,45,...60
Powered by FlippingBook