Weberei F. A. Kreißig & Sohn - page 45

Die Firma fabriziert Decken und Möbelstoffe, beschäftigte vor dem Kriege
über 100 Arbeiter und erzielte Umsätze von ca. 900.000,00 im Jahr. Zur
Zeit werden 50 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. Die Firma wurde Ende
1945 von der S. M. A. unter Sequester gestellt und sollte zum
Volksentscheid mitenteignet werden. Es gelang mir nach hartem Kampf sie
vorher noch frei zu bekommen, da ich nicht Mitglied der NSDAP oder einer
ihrer Gliederungen war. Seitdem stehe sowohl ich persönlich, als auch
meine Firma unter dauerndem Druck. Wiederholte gründliche
wirtschaftliche und steuerliche Kontrollen wechselten sich ab. Strenge
Verwarnungen,
18.000,00
M
Ordnungsstrafe
nach
der
Währungsumstellung, wegen angeblicher Verfehlungen vor der
Abwertung, waren die Folgen. Eine große Betriebskontrolle hat zuletzt im
Dezember 1950 stattgefunden, über die der Bescheid noch aussteht. Als
Fabrikant und Stabsoffizier des letzten Krieges
(Leonhard Kreissig war in
der letzten Kriegs- und ersten Nachkriegszeit der deutsche Kommandant
eines Kriegsgefangenenlagers geworden, welches die Amerikaner in einer
Spinnerei in Crimmitschau errichtet hatten. Er brachte per Traktor und
zwei Anhängern Webgarn mit)
bin ich für das System in der Ostzone nicht
tragbar und muss beseitigt werden. Der äußere Anlass bot sich jetzt:
Zur Hochzeit meiner Tochter am 15.03.1951 hatte ich den Besuch eines
befreundeten Westberliner Bankbeamten Herrn Arthur Loewel, Berlin-
Tempelhof, Paradestr. 34, der auf der Rückreise nach Berlin eine
Reiseschreibmaschine für meine Tochter mit nach Berlin nahm und für
mich eidesstattliche Versicherungen und Wertpapier-Aufstellungen bei sich
trug. Ich hatte im Juni 1950 bei der Berliner Bank Altwertpapiere meines
persönlichen Eigentums und das der Firma im Nom. Wert von über
200.000,00 M zur Wertpapierbereinigung angemeldet.
In Großbeeren bei der Zugkontrolle wurde Herr Arthur Loewel verhaftet
und Schreibmaschine und Bankunterlagen beschlagnahmt, dies geschah
am 18. März, ich erfuhr davon am 19. März nachmittags und fuhr
daraufhin noch am gleichen Abend nach Westberlin.
Am 21. März früh 3 Uhr kamen drei Kriminalpolizisten in meine Wohnung
in Lichtenstein, um mich zu verhaften. Da man mich nicht antraf,
verhaftete man sofort meinen Bruder und Mitinhaber Felix Kr. Beide
Verhaftete, Herr Arthur Loewel und mein Bruder befinden sich noch in Haft
in Glauchau, man wird sie als Geißeln festhalten, bis man mich fast. Meine
Wohnung wurde noch in der gleichen Nacht polizeilich besetzt und meine
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