Weberei F. A. Kreißig & Sohn - page 47

einmal 5 Wochen im Zuchthaus Zwickau, ohne dass ich weiß, warum, ich
wurde auch ohne Verhör wieder entlassen.
Ich habe die Absicht, nach dem Westen zu gehen und dort mit den Mitteln,
die mir aus der Wertpapierbereinigung zufließen werden, wieder einen
Webereibetrieb aufzubauen und einen Artikel herzustellen, der drüben sehr
gefragt ist und in dieser Art kaum jetzt schon hergestellt wird. Meine alten
Geschäftsfreunde haben in letzter Zeit wiederholt und dringend danach
verlangt. Ich werde damit eine ganze Anzahl Arbeiter einstellen können
und die Arbeitslosigkeit vermindern helfen. Gute Beziehungen zu alten
Geschäftsfreunden werden mir bei meinem neuen Unternehmen gut
zustattenkommen.“
Leider konnte dieses Vorhaben nicht realisiert werden, zum Einen fehlten
die benötigten Webmaschinen und die zur Bedienung notwendigen
Facharbeiter, zum Anderen reichte das benötigte Kapital für eine neue
Weberei nicht aus. Auch das Alter des inzwischen über 60jährigen, stand
dem entgegen. Die in seiner Ausbildung erworbenen Englisch-Kenntnisse
brachten ihm jedoch eine neue Arbeit als Bibliothekar in einer
amerikanischen Kaserne. 1956 konnte er in Karlsruhe eine Wohnung
mieten, er musste aber den dazugehörigen Waschsalon kaufen und
betreiben. Seine Frau Margarete folgte ihm 1957 nach Karlsruhe. Seine
Tochter Christa Weber, geborene Kreißig, ist nach der Eheschließung mit
Dr. Heinrich Weber ebenfalls nach Karlsruhe gezogen. Sein Sohn Klaus
Kreißig war von 1950 – 1956 Internatsschüler in Bethel bei Bielefeld und
studierte nach dem Abitur im damaligen Westberlin und in Saarbrücken
Jura und war nach verschiedenen Tätigkeiten in der Industrie als
selbständiger Rechtsanwalt tätig.
Aus der, durch das Ableben von Max Reinhold Kreißig gebildeten
Erbengemeinschaft, verblieben letztendlich als Gesellschafter am
31.12.1955 Leonhard Kreißig, dessen ererbte Anteile durch seine Flucht
aber bereits zum Volkseigentum übergegangen waren, Felix Kreißig und
Edmund Kreißig. Ingeborg Reinhardt arbeitete weiter in der Firma. Georg
Ottomar betrieb eine Bäckerei in Reichenbach. Reinhold Erhard Kreißig
wurde Kfz-Ingenieur und kaufte 1957 das Grundstück August-Bebel-Str. 6
in Lichtenstein und richtete dort seine seit 1947 bestehende
Spezialwerkstatt für Batterien ein. Bei ihm konnten Kfz-Batterien und
Batterien zur Eigenstromversorgung oder für Fernmeldezwecke,
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