Weberei F. A. Kreißig & Sohn - page 25

Laufe der Jahre auch manches Wohlwollen von dieser Seite aus erfahren
ließ. Infolge des wohl zu starken Einsatzes seiner körperlichen und
geistigen Kräfte erkrankte Reinhold Kreißig kurz nach 1900 an einem
heftigen Nervenleiden, das ihn zwang, für einige Monate ganz
auszuspannen. Nach einer erfolgreichen Kur im Sanatorium Dr. Pilling,
Aue/Erzgebirge konnte er seine Pflichten in vollem Umfange wieder
aufnehmen.
Die stetige geschäftliche Entwicklung wurde durch den Kriegsausbruch
1914 jäh unterbrochen. Die in Fabrikation befindlichen Exportaufträge
konnten nicht mehr ausgeführt werden. Viele junge Hausweber wurden
zum Kriegsdienst eingezogen. Die Frauen arbeiteten zunächst noch weiter.
Doch es kam auch die Zeit, wo alle Handwebstühle infolge
Rohmaterialmangel stillgelegt werden mussten. Die Stühle bei den
Heimwebern kamen 1916 und 1917 aus den Stuben heraus und wurden
bei der Firma eingelagert. Diese sind zum Teil nie wieder in Betrieb
genommen worden. Reinhold Kreißig konnte sich nicht entschließen, sich
auf die Herstellung von anderen, für den Krieg benötigten Gewebe,
umzustellen und legte 1917 die Fabrikation still. Wie der Krieg, so griff
auch die Nachkriegszeit tief in die Fabrikation der Firma ein. 4 Jahre lang
war Deutschland als Lieferant auf dem Weltmarkt vollständig
ausgeschaltet. Die Bettdecke, bisher der Grundstock der Fabrikation,
spielte nie wieder die Rolle, die sie bis 1914 innehatte. Zwar bestand noch
immer Bedarf an Bettdecken, aber die Überseeländer hatten sich nach
anderen Lieferanten umsehen müssen. Japan stand schon lange durch
seine Industrialisierung dafür bereit. Gar zu bald sollte die Firma nach dem
1. Weltkrieg die starke Konkurrenz Japans in Bettdecken zu spüren
bekommen, denn die Aufträge wurden nur zögernd und in weit kleinerem
Umfang wieder in Deutschland platziert. Ein besonderes Ereignis
beleuchtet die damaligen Zustände und verdient berichtet zu werden.
Im Jahre 1920 erhielt die Firma von einem Hamburger Exporteur eine
Bettdecke zugesandt, mit der Anfrage, ob diese Decke originalgetreu
geliefert werden könne. Die Decke war ganz offensichtlich was Muster und
Farbzusammenstellung betraf firmeneigenes Fabrikat, das unter der
Bezeichnung „Leonie 600“ lief. Eine genaue Untersuchung der Decke
durch Reinhold Kreißig ergab jedoch, dass sie von Japan kopiert und dort
hergestellt worden war. Der japanische Hersteller war in der getreuen
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