Weberei F. A. Kreißig & Sohn - page 21

beschwerlichen Fußmarsch dorthin gebracht. Er hatte Glück und konnte
schon beim ersten Besuch der Messe seine Ware restlos absetzen und
erste Verbindungen mit der Händlerkundschaft anknüpfen. Durch die
Leipziger Messe wuchs der Kundenkreis und es entwickelte sich ein
regelmäßiges Verkaufsgeschäft sowohl im Inland als auch nach dem
Ausland. Der erst sehr kleine Kundenkreis erweiterte sich langsam, aber
stetig.
Die Produktion aus den im eigenen Hause betriebenen Handwebstühlen
reichte nicht mehr aus und es wurden nun die ersten Handwebstühle an
Heimarbeiter ausgegeben, die einmal wöchentlich die benötigten Garne
abholten und die daraus gefertigte Ware ablieferten. So hatte die Firma
um 1900 ca. 100 Webstühle ausgegeben. Es gab in Callnberg und
Lichtenstein kein Haus, in dem nicht wenigstens in einer, meistens aber in
mehreren Stuben ein Handwebstuhl klapperte. Ja, nicht nur der
Familienvater, auch die Ehefrau saß oft noch an einem zweiten Webstuhl
und die Kinder mussten die Hilfsarbeiten wie Treiben und Spulen
übernehmen. Trotz kargen Lohnes ist es manchen Heimweber bei großer
Sparsamkeit gelungen, sich ein eigenes Häuschen zu bauen oder zu
erwerben.
In diesen Jahren wurde die Fabrikation ausschließlich auf den Artikel
Bettdecken umgestellt, der sowohl im Inland als auch in Ost- und
Südosteuropa, ganz besonders aber in den Überseeländern stark gefragt
war. Neben einem kleinen Bezirk im Rheinland, wo baumwollene
Bettdecken ebenfalls in Heimindustrie hergestellt wurden, waren
Lichtenstein-Callnberg und Hohenstein/Ernstthal das Zentrum für die
Herstellung dieses Erzeugnisses in Deutschland.
Der Gründer hatte den Weitblick, die Wichtigkeit der baumwollenen
Bettdecken, durch frühzeitige Aufnahme ihrer Produktion in sein
Programm, richtig zu erkennen.
In diesen Jahren war jedoch nicht nur eine erfreuliche
Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen, auch bedeutende Rückschläge
mussten in Kauf genommen werden. So sind z. B. zwei größere
Geldeinbußen durch Warenlieferungen an ein Londoner Haus (Wauer) und
eines in Neapel (Petrozelli) als warnende Beispiele an die nachfolgenden
Generationen übermittelt worden. Diese Geldeinbußen und der Umstand,
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