Weberei F. A. Kreißig & Sohn - page 20

Es waren schwere und entbehrungsreiche Jahre, denn aller Anfang ist
schwer und das alte Sprichwort, „Handwerk hat goldenen Boden“ traf
bestimmt nicht für die Hausweber des Erzgebirges zu. Von früh 6 Uhr bis
spät in die Nacht hinein klapperten die Webstühle und trotzdem konnte
der Weber, bei der kargen Entlohnung, nur ein entbehrungsreiches Dasein
führen.
In den ersten Jahren wurden wollene Damenkleiderstoffe für eine
Glauchauer Firma in Lohn hergestellt. Diese lieferte die benötigten
Webgarne und zahlte nur die reinen Weblöhne für die daraus gefertigten
Stoffe. Es war also am Anfang ein reiner Lohnbetrieb, der allmählich dazu
überging, Garne selbst zu kaufen und somit auf eigene Rechnung zu
arbeiten. Damit änderte sich auch das Fabrikationsprogramm und es
wurde mehr und mehr die Verarbeitung von baumwollenen Garnen
aufgenommen, aus denen die verschiedensten Gewebe hergestellt
wurden. Der Absatz der erzeugten Gewebe erfolgte jedoch nach wie vor in
geschlossenen Posten an Firmen in Glauchau und Hohenstein-Ernstthal.
In den 1870er Jahren kaufte der Gründer die kleine Callnberger Damast-
und Piqué – Weberei des Ferdinand Schmidt, der die Waffelstoffweberei
in der Stadt eingeführt haben soll, noch hinzu und schaffte sich so die
Möglichkeit, sehr bald auch die damals in Mode kommenden, und sehr
gefragten baumwollenen Bettdecken, herzustellen. Zunächst wurden aber
meist die fertiggestellten Damast- und Piqué-Gewebe in geschlossenen
Posten an einen Fabrikanten Beck in Hohenstein-Ernstthal verkauft. Dieser
hatte versprochen, jede Menge fertiger Ware jederzeit abzunehmen.
Trotzdem erklärte er eines Tages, keine Ware mehr hereinzunehmen. Das
war ein sehr schwerer Rückschlag für das junge, wirtschaftlich schwache
Unternehmen, denn es bedeutete das plötzliche Versiegen der bisher
regelmäßig wöchentlich eingehenden Zahlungen, die für Lebensunterhalt,
Löhne und Garneinkäufe gebraucht wurden. Die auch weiterhin fabrizierte
Ware musste nunmehr auf Lager genommen werden, da andere
Abnehmerkreise nicht vorhanden waren.
Der junge Unternehmer wurde gezwungen, neue Käufer zu suchen, die er
auch fand, indem er sich entschloss, seine Ware auf der Leipziger Messe
abzusetzen. Sie wurde, auf einem Handwagen verladen und im
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