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Anlage des neuen Stadtteils Callnberg
Die Entstehung Callnbergs vollzog sich zu einem Zeitpunkt, der schon in
die neuere Stadtgeschichte hineinspielt. Das ist auch ersichtlich an der
planmäßigen Anlegung der Straßenzüge, im Gegensatz zu dem über 500
Jahre älteren Lichtenstein mit seinen winkligen, engen und krummen
Straßen und Gässchen. Aus den Lichtensteiner Rats- und Schlossakten ist
zu entnehmen, dass Callnberg auf dem sogenannten „Rennfeld“, nach
einer anderen Lesart „Rainfeld“, erbaut worden ist. Das war
Wiesengelände, welches am linken Rödlitzbachufer, gegenüber dem
Schloss, mäßig bergan steigt. Schon zu Zeiten der Belehnung an die
Schönburger – das wäre im 13. Jahrhundert – weideten die
herrschaftlichen Schafe auf diesem Gelände, weil es nicht von dichtem
Wald bedeckt war und der Boden nur kargen Graswuchs hervorbrachte.
Zur Zeit der Gründung Callnbergs, im Jahre 1708, standen noch immer die
altersgrauen Gebäude der gräflichen Schäferei auf dem Rennfeld.
Die Gründung Callbergs erfolgte auf Veranlassung des Grafen Otto
Wilhelm von Schönburg – Lichtenstein, der im Lichtensteiner Schloss
residierte. Der Graf erkannte frühzeitig, dass die beginnende Entwicklung
größerer Warenproduktionen in seinem Herrschaftsbereich ihm
wesentliche Vorteile einbrachte und förderte sie. Der neue Ort wurde von
den Lichtensteinern einfach nur „Die Neustadt“ genannt. In einer
Verordnung vom 29.03.1712 bestimmte der Graf jedoch, dass der neue
Stadtteil nicht „Neustadt von Lichtenstein“, sondern „Der Callenberg“
heißen soll. Diese Namensgebung erfolgte offenbar zum Gedächtnis seiner
1710 verstorbenen Gattin Henriette Eleonore geb. Gräfin von Callenberg
zu Muskau (Schlesien). Später wurde aus dem Ortsnamen „Callnberg“.
1725 bekam Callnberg das Stadtrecht.
In dem neu angelegten Stadtteil Callnberg wurde 1770 der Grundstein für
die Lutherkirche gelegt.
Im Laufe der Jahre wuchs Callnberg und entwickelte sich zu einem Ort mit
starker Heimindustrie, in der die Hausweberei bis nach dem ersten
Weltkrieg vorherrschend war. Auf allen Gassen und Straßen hörte man
damals das geschäftige Klappern der Handwebstühle. Der geräumige
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